Maracanã-Stadion (Estádio Jornalista Mário Filho)

Rio de Janeiro, Brasilien
Foto © Marcus Bredt
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Bild © sbp
Ingenieure
schlaich bergermann partner
Standort
Rio de Janeiro, Brasilien
Jahr
2013
Bauherrschaft
EMOP - Rio de Janeiro

200.000 Zuschauer beim WM-Spiel zwischen Brasilien und Uruguay 1950, 195.000 beim Lokalderby zwischen Fluminense und Flamengo 1963, Pelé, Ghiggia, Sinatra, Johannes Paul II: Zahlen und Namen, die den Mythos Maracanã begründen. Es gibt wohl nur wenige Gebäude auf der Welt, die in der vergleichsweise kurzen Zeit ihres Bestehens eine derartige Bedeutung und Bekanntheit erlangten. Weltweit verbinden Fußballfans mit diesem Namen große Momente des Sports. "Templo sagrado no país do futebol" - der heilige Tempel im Land des Fußballs, so nennen die Brasilianer "ihr" Maracanã. Umso mehr freuen wir uns, dass wir beim Umbau des Stadions für die WM 2014 mitwirken und ihm ein neues und -wie wir meinen- schönes Dach aufs Haupt setzen durften. Das Maracanã Stadion in Rio de Janeiro wurde seit 2009 modernisiert, um den Voraussetzungen als Spielstätte der FIFA WM 2014 gerecht zu werden. Am 27. April 2013 konnte das erste Spiel unter dem neuen Dach stattfinden, die erste offizielle Begegnung war am 2. Juni das Spiel Brasilien gegen England. Im Maracanã-Stadion wird neben Vor- und Zwischenrundenspielen auch das Finale der FIFA Weltmeisterschaft stattfinden. 2016 wird das Stadion zudem Austragungsort der Eröffnung- und Schlussfeier, sowie diverser Wettkämpfe der Olympischen Sommerspiele.

Untersuchungen des bestehenden Stadions hatten gezeigt, dass das ursprüngliche Betonkragdach nicht nur funktional unzulänglich war (es bot nur der Hälfte der Zuschauer Schutz), sondern auch, dass auf Dauer keine ausreichende Tragsicherheit gewährleistet werden konnte. So bot sich die Möglichkeit auf den bestehenden Stahlbetonstützen der alten Stadionschüssel ein neues Leichtbaudach auf dem Prinzip des liegenden Speichenrades zu konzipieren. Eine innovative Variante des Systems mit einem Druckring und drei Zugringen und der Einsatz von sehr leistungsfähigen Materialien ergeben ein nahezu schwebendes Dach, das auch in Punkto Nachhaltigkeit allen klassischen Dachkonstruktionen deutlich überlegen ist. Zwischen der Felge, im Ingenieur-Jargon als Druckring bezeichnet, und den am inneren Dachrand angeordneten Zugringen aus hochfesten Seilen, werden die Speichenseile radial verspannt. Die Dachhaut besteht aus einer PTFE beschichteten Glasfasermembran, die zwischen den radialen Hauptachsen spannt. Zur Stabilisierung der Fläche sind zusätzliche radiale Kehlseile eingebaut, die auf Höhe der Luftstützen einen zum unteren Zugring verspannten Tiefpunkt und damit Entwässerungspunkt erzeugen. Die Membranfelder bekommen dadurch eine charakteristische, räumlich gekrümmte und elegante Drachenform. Der Entwurf besticht mit extrem schlanker Außen- und Innenkante und unterstreicht dadurch den gewünscht behutsamen Umgang mit dem Bestand. Die Ikone Rio de Janeiros wurde dadurch nicht grundlegend verändert, sondern durch das Fortführen und Betonen der auffälligen radialen Struktur im Alten wie im Neuen gemeinsam mit der filigranen transluzenten Seildachleichtigkeit als modernisiertes Wahrzeichen von Rio de Janeiro in ein neues Zeitalter geführt.

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